Die abwesende Kamera - Im Gespräch mit Thomas Ruff
Substrat 16III, 2003, C-print, 186 x 276 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Der deutsche Fotokünstler Thomas Ruff, Jahrgang 1958, begann schon während seines Studiums der Fotografie in Düsseldorf seine Praxis konzeptueller Fotografie in Serien. Bis 2006 leitete er an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf die ehemalige „Becher-Klasse“, die auch als „Düsseldorfer Fotoschule“ bezeichnet wird. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, einschließlich der documenta IX (1992), der Biennale in Venedig (1995) und der Tate Liverpool (2003) sowie dem Stedelijk Museum voor Actuele Kunst (S.M.A.K.) (2014). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen. Sein aus inzwischen über zwanzig Serien bestehendes Werk erzielt auf dem Kunstmarkt hohe Preise. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Thomas Ruffs frühere Fotoserien waren Interieurs (1979 – 1983) und Porträts (1981 – 1985), die ihn in den 1980er Jahren international bekannt machten. Hierauf folgten Ansichten von Gebäuden („Häuser“, 1987 – 1991) und Aufnahmen des Sternhimmels („Sterne“, 1989 - 1992), die seiner Faszination für die Astronomie entspringen – ein Fach, das Ruff ursprünglich studieren wollte, und mit dem er sich bis heute beschäftigt (u.a. mit „cassini“ seit 2008 und „ma.r.s.“ seit 2010).
Thomas Ruff hat sich kontinuierlich formal und inhaltlich mit der Fotografie und anderen Bildherstellungstechniken auseinandergesetzt und dabei ständig seine Arbeitsweise verändert. „Der eben noch ungebrochene Glaube des jungen Künstlers, Fotografie könne die Wirklichkeit eins zu eins abbilden, wich der Erkenntnis, dass Bild und Wirklichkeit verwechselt werden. Die ,dumme Maschine‘, wie Ruff die Kamera gern bezeichnet, kann eben nicht mehr als präzise aufzeichnen, was vor ihr steht.“ (faz, 2012, von Brita Sachs).
Seine Experimente mit dekonstruierten Bildern zeigen sich u.a. in den Serien „Zeitungsfotos“ (1989 – 1991), „nudes“ (seit 1999), „Substrate“ (seit 2001), „jpegs“ (seit 2004), „phg“ - eine Fotogramm-Serie, in der Ruff die Bildgenerierung ohne Kamera intensiv erkundet, und in seiner letzten Ausstellung „press++“ (2016, London), die 27 Jahre nach seiner ersten Beschäftigung mit den Pressebildern von Neuem das Verhältnis zwischen fotografischen Bildern, der Information und der Wirklichkeit anhand der digitalen Technik thematisiert.
Welche Rolle spielt die Kamera in der zeitgenössischen Fotografie? Und was versteht man heute unter dem Begriff „Bild“?
Das Goethe-Institut China freut sich, dass Thomas Ruff der Einladung gefolgt ist und erstmals nach China kommt. In einer Diskussion am 14. April 2017 wird er mit dem renommierten chinesischen Kunstkritiker Gu Zheng über die zeitgenössische Fotografie und das Wesen unserer Bildwahrnehmung sprechen. Am folgenden Tag wird Ruff Teil der Jury der Three Shadows Photography Awards sein. Er wird der chinesischen Fotografie begegnen und darüber hinaus über seine eigenen Erfahrungen und künstlerischen Grundsätze Auskunft geben.
Gespräch: Die abwesende Kamera -
zeitgenössische Fotografie und das Wesen unserer bildnerischen Wahrnehmung
Veranstalter: Goethe-Institut China
Partner: Three Shadows Photography Art Center
Zeit: 14.04.2017, 16:00 - 18:00
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District,
Jiuxianqiao Road No. 2, Chaoyang District, Beijing
Sprecher: Thomas Ruff, Gu Zheng
Moderation: Hai Jie
Sprache: Chinesisch, Englisch
Eintritt frei
Gu Zheng, 1959 in Shanghai geboren, ist Fotograf, Kritiker und Kurator. Er ist Professor für Fotografie am Institut für Journalismus der Fudan-Universität in Shanghai und Vizedirektor des dortigen Forschungszentrums für visuelle Kultur. Gu hat zahlreiche Bücher über Fotografie veröffentlicht und zudem viele Texte über Fotografie, von klassisch bis postmodern, ins Chinesische übersetzt. Außerdem kuratierte er etliche Gruppenausstellungen über chinesische Fotografie in China, Südkorea und den USA, einschließlich der Guangzhou Fotobiennale 2005.
Hai Jie ist Kurator, Kunstkritiker und Autor. Er veröffentlicht zahlreiche Artikel in chinesischen Medien und war Jurymitglied von mehreren chinesischen Fotografie-Festivals.
Eine Auswahl aus dem Werk von Thomas Ruff
Interieur 1A, 1979, C-print 27,5 x 20,5 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Interieur 4A, 1979, C-print, 27,5 x 20,5 cm, , Courtesy: Thomas Ruff
Porträt (J. Röing), 1988, C-print, 210 x 165 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Porträt (P. Stadtbäumer), 1988, C-print, 210 x 165 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Haus7I, 1988 C-print, 237 x 188 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Haus 11III, 1990, C-print, 193 x 240 cm, Courtesy: Thomas Ruff
20h 00m/-50°, 1989, C-print, 260 x 188 cm, Courtesy: Thomas Ruff
17h 36m/-34°, 1990, C-print, 260 x 188 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Nacht 1 I, 1992, C-print, 190 x 190 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Nacht 5 III, 1992, Courtesy: Thomas Ruff
w.h.s.02, 2000, C-print, 188 x 249 cm, Courtesy: Thomas Ruff
h.t.b.08, 2000, C-print, 130 x 195 cm, Courtesy: Thomas Ruff
Substrat 2I, 2002, Inkjet auf Papier, 250 x 186 cm, Courtesy: Thomas Ruff
zycles 3065, 2008, Pigment Print, 266 x 236 cm
zycles 6021, 2009,Pigment Print,236 x 236 cm, Courtesy: Thomas Ruff
ma.r.s. 01_III, 2011, C-print, 255 x 185 cm, Courtesy: Thomas Ruff
ma.r.s.15_I, 2011, C-print, 255 x 185 cm, Courtesy: Thomas Ruff
phg.05_I, 2013, C-print, 240 x 185 cm, Courtesy: Thomas Ruff
phg.05_I, 2013, C-print, 240 x 185 cm, Courtesy: Thomas Ruff
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Gespräch mit den internationalen Jurymitgliedern des 9. Three Shadow Photography Award
Zeit: 16.04.2017, 11:45 – 12:30
Veranstalter/Ort: Three Shadows Photography Art Center, Exhibition Hall No. 1
Partner: Goethe-Institut China
Gäste: Thomas Ruff (Künstler), Simon Baker (Kurator für internationale Kunst und Fotografie, Tate Gallery of Modern Art), Feng Boyi (Kurator), Rong Rong (Künstler, Gründer des Three Shadows Photography Art Centre)
Moderation: Shen Chen (Kurator, Three Shadows Photography Art Center)
Sprache: Chinesisch, Englisch
Eintritt frei
Interview