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在纸媒已死的时代,三个柏林年轻人创办了一本新都市杂志 | Die Poesie der Straße

格罗茨曼 北京德国文化中心歌德学院 2023-11-03

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《闲逛者》杂志 | 照片(局部): ©《闲逛者》杂志


从蒙特利尔到莫斯科——三个柏林年轻人为了他们创办的英文杂志《闲逛者》游历大都市,与当地艺术家合作,把一条条街道的模样呈现在读者眼前。


闲逛的人从来不缺时间,他睁大双眼游走穿梭于大都市的大街小巷,没有计划,漫无目的。每一次不期然的偶遇都令这个不动声色的观察者无比欣喜,只因他热衷于收集斑斓驳杂的印象和感受。有着纨绔子弟身份的法国诗人波德莱尔(Charles Baudelaire)曾将这种漫不经心的闲逛者戏称为“人行道上的植物学家”,由此奠定了闲逛者(Flaneur)这一文学形象在19世纪文学中的重要地位。根据波德莱尔,一个闲逛者从本质上讲也是一位高度敏感的艺术家;为了从真正意义上了解这个大都市,这个“人群中的人”应当沉浸到它的各种气味、声音和色彩之中。


2013,由柏林人利卡达·梅斯讷(Ricarda Messner)创办的英文杂志《闲逛者》(Flaneur),便是受到“闲逛”概念的启发。该杂志迄今为止已发行六期,每一期都着重讲述某个大都市里的某条街道:蒙特利尔的伯纳德街(Rue Bernard),罗马的维托里奥·埃马努埃莱二世大街(Corso Vittorio Emmanuele II), 雅典的弗基奥诺斯·内格里步行街(Fokionos Negri),或是莫斯科的林荫环路(Boulevard Ring)。杂志的副标题“街道的碎片”(Fragments of a Street)——把街上的居民、路人或是店主的肖像,富有诗意的文章,照片、拼贴、素描及文学叙事交织在一起,构成了一个大都市纷繁斑斓的日常生活年谱。譬如在蒙特利尔特辑中,一位理发师讲述了他为顾客充当心理诊疗师的故事;在介绍康德大街的一期里,一位在柏林闻名遐迩的“巴黎酒吧”工作的侍者讲述了自己的所见所闻。莱比锡的蔬果商贩,雅典的餐馆老板寇斯玛斯,或是莫斯科的音乐人科斯蒂亚——小人物正在讲述一个个精彩纷呈的故事。而这一切都浓缩在一本有着独特视觉美学的印刷杂志中——负责每一期美术设计的是Yukiko设计工作室。


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闲逛者 – 康德大街 (柏林),© 闲逛者


新颖的创刊理念:以不一样的眼光发现街道


“我们不想像旅游杂志那样,用千篇一律的方式来描绘一座城市,”利卡达·梅斯讷说。毕业于柏林艺术大学的她曾在纽约生活过一段时间。重新回到柏林夏洛腾堡后,这位九零后对自己曾经住过的西柏林老街区有了新的发现,甚至不那么起眼的康德大街也给她带来了全然不同的感受。由此一来她便萌生了为这个都市里的微观宇宙出版一本杂志的念头。她与现任杂志主编——电影作曲家、哲学系学生法比安·萨乌尔(Fabian Saul),以及曾在伦敦任职的时装杂志记者格拉什纳·伽贝尔曼(Grashina Gabelmann)一起,提出一种全新杂志模式的创刊理念:涵盖尽可能广泛的题材范围——艺术,摄影,文学,设计与音乐,日常生活等等——以主观的人物视角讲述世界都能听懂的故事。


三人凭借紧张的预算,在平面设计师米歇尔·菲利普(Michelle Philips)和约翰内斯·康拉德(Johannes Conrad)的协助下制作出版了第一期特辑。要是没有他们负责视觉设计,《闲逛者》绝不可能成就今天的模样:一场充满各种创意的视觉冒险。“触觉和手感在某种程度上也起到作用。”利卡达·梅斯讷说。不同的纸张厚度、页面散发的油墨香,所有这一切成就了一种网络日志或App形式所无法呈现的感官体验。“我们的杂志有一种截然不同的时间性,”生于1987年的法比安·萨乌尔补充道,“你可能把它随手丢在一边,然后某一天又在书架上重新发现它的价值。”


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闲逛者 – 乔治-施瓦策大街 (莱比锡),© 闲逛者


两个月驻地采风:另辟蹊径的叙事方式


与新闻类出版物不同,闲逛者杂志的编辑无需面对新闻时效性要求所带来的压力,他们通常也不会事先查资料做功课。他们选择的地方——去之前头脑中尽可能不带任何先入为主的印象——往往是通过主动联系或当地的邀约而确定的。接下来梅斯讷、萨乌尔和伽贝尔曼会在这座城市逗留两个月,漫步于大街小巷,采访一路上遇到的各色人等,结识当地作家和艺术家,后者甚至还会为杂志亲自撰稿。“由此产生了种种迥异于宏大历史的全新叙事方式,”法比安·萨乌尔如是说——换句话说也就是“另辟蹊径”。例如在蒙特利尔的伯纳德街,他们偶然接触到了当地的轮滑爱好者圈子,一个新的创意随之而来:让轮滑高手变身为漫画小说里的超级英雄。于是他们以增刊的形式推出名为《轮滑超新星》(The Rolling Supernovas)的漫画故事,加拿大艺术家米维尔·德舍讷(Mivil Deschênes)应邀为该书绘制了插图。类似的合作最能体现《闲逛者》的创刊理念。


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闲逛者 – 伯纳德街 (蒙特利尔),© 闲逛者


但他们是如何最终选定某条街道或某个街区的呢?“通常情况下我们会选一个自己不了解或抱有疑问的地方”,利卡达·梅斯讷说。在莱比锡,他们选择的是乔治-施瓦策大街:昔日灯红酒绿、莺歌燕舞的所谓“莱比锡绳索街”(绳索街,Reeperbahn,汉堡著名红灯区,亦为色情业的代名词——译者注),如今却凋敝冷落、渺无人迹,这条幽灵般的街道被过多的社会问题纠缠,闲置房屋随处可见。“也有人问我们,难道就不能展现一下莱比锡美好的一面吗,”法比安·萨乌尔说,“但我们的目的并不在于为某个地方做推广。”既然是闲逛,就也免不了走进灰暗阴郁的街区——“走进那些让你不再感到宾至如归的地方”。


《闲逛者》杂志目前每年推出一期,其发行量正在稳步攀升:从一开始的1000份,到2016年秋莫斯科特刊推出时已增至6000份。为了制作第七期内容,编辑部一行将前往巴西圣保罗,与在蒙特利尔一样,他们也将与当地的歌德学院进行合作。“前不久我刚刚在圣保罗呆了三天”,利卡达·梅斯纳说,“我对那里可以说一见倾心。”但闲逛者还没有决定将哪条街作为这一期的选题,他们打算先在那里四处走走看看。


原标题:《街道的诗意》

作者:陶尔思滕·格罗茨曼(Thorsten Glotzmann),文化领域自由撰稿人,现居柏林;为“德国之声”、柏林-勃兰登堡广播电台及《法兰克福汇报》等多家媒体供稿。

翻译: 史竞舟

2017年 01月





Das „Flaneur“ -

Magazin Die Poesie der Straße


Das „Flaneur“-Magazin  | Foto (Ausschnitt): © „Flaneur“-Magazin


Von Montreal bis Moskau: Für ihr englischsprachiges Print-Magazin „Flaneur“ reisen drei junge Berliner in Großstädte, um eine Straße zu porträtieren – in Zusammenarbeit mit Künstlern vor Ort.


Ein Flaneur hat Zeit. Mit offenen Augen lässt er sich durch die Straßen einer Metropole treiben, ohne Plan und ohne Ziel. Ein stiller Beobachter, dem jede zufällige Begegnung willkommen ist, denn er sammelt Eindrücke. Als „Botaniker des Bürgersteigs“ beschrieb der französische Dichter und Dandy Charles Baudelaire diesen lässigen Spaziergänger und etablierte ihn als literarisches Sujet des 19. Jahrhunderts. Ein Flaneur, so Baudelaire, sei eigentlich ein hochsensibler Künstler. Dieser „Mann der Menge“ solle in die Düfte, Geräusche und Farben der Großstadt eintauchen, um sie wirklich verstehen zu können.


An diese essayistische Idee des Flanierens knüpfen auch die Macher des englischsprachigen Flaneur-Magazins an, das 2013 von der Berlinerin Ricarda Messner gegründet wurde. Jedes der bislang sechs Hefte widmet sich einer Straße in einer Großstadt – der Rue Bernard in Montreal, dem Corso Vittorio Emmanuele II in Rom, der Fokionos Negri in Athen oder dem Boulevard Ring in Moskau. Fragments of a Street (Fragmente einer Straße) lautet der Untertitel des Magazins, und so fügen sich Porträts von Bewohnerinnen und Bewohnern, Passanten oder Ladenbesitzern, poetische Texte, Foto-Serien, Collagen, Zeichnungen oder literarische Erzählungen zu einer facettenreichen Alltagschronik einer Metropole. In Montreal erzählt etwa ein Friseur, dass er für seine Kunden auch eine Art Therapeut ist, in der Berliner Kantstraße kommt ein Kellner der berühmten Paris Bar zu Wort. Ein Frischwarenhändler aus Leipzig, Kosmas, Lokalbesitzer in Athen, oder Kostja, der Musiker aus Moskau – sie alle haben ihren kleinen Auftritt. Und das alles in einem Print-Magazin mit ganz eigener visueller Ästhetik, die das Designstudio Yukiko für jede Ausgabe entwirft.



闲逛者 – 林荫环路 (莫斯科),© 闲逛者


Eine Straße mit anderen Augen sehen – Idee und Konzept des Magazins


„Wir wollten die Städte nicht wie Reisemagazine nach einem gleichartigen Muster darstellen“, sagt Ricarda Messner. Nach ihrem Studium an der Berliner Universität der Künste zog sie nach New York. Zurück in Berlin-Charlottenburg sah Messner (Jahrgang 1990) ihr altes Westberliner Wohnviertel mit neuen Augen – auch die wenig glamouröse Kantstraße. So entstand die Idee, diesem urbanen Minikosmos ein ganzes Magazin zu widmen. Mit ihren heutigen Chefredakteuren – Fabian Saul, einem Filmkomponisten und Philosophie-Studenten, und Grashina Gabelmann, einer ehemaligen Modejournalistin aus London – entwickelte sie das Konzept für ein neues Print-Format. Es sollte sich den unterschiedlichsten Themenbereiche öffnen – Kunst, Fotografie, Literatur, Design und Musik, Alltag – und subjektive Geschichten erzählen, die überall auf der Welt verständlich sind.


Mit kleinem Budget produzierten die drei ihr erstes Heft, unterstützt von den Grafikdesignern Michelle Philips und Johannes Conrad, ohne deren visuelle Gestaltung das Magazin nicht wäre, was es ist: ein optisches Abenteuer voller origineller Einfälle. „Dazu gehört auch eine gewisse Haptik“, sagt Ricarda Messner. Die unterschiedlichen Papierstärken, der Duft der Seiten – all dies trägt zur sinnlichen Erfahrung bei, die ein Online-Blog oder eine App nicht hätte bieten können. „Unser Magazin hat eine ganz andere Zeitlichkeit“, ergänzt der Fabian Saul (Jahrgang 1987), „man kann es auch mal liegen lassen und später im Schrank wiederentdecken.“


Zwei Monate vor Ort: neue Erzählungen jenseits ausgetretener Pfade


Im Unterschied zu journalistischen Publikationen sind die Redakteure des Flaneur-Magazins keinem Aktualitätsdruck unterworfen, sie recherchieren auch nicht vorab. Der Ort, an den sie – möglichst unvoreingenommen – reisen, ergibt sich durch Kontakte oder Einladungen. Zwei Monate verbringen Ricarda Messner, Fabian Saul und Grashina Gabelmann dann in dieser Stadt, flanieren durch die Straßen, führen Gespräche, lernen Autoren und Künstler kennen, die später selbst zum Heft beitragen. „So entstehen neue Erzählungen jenseits des großen historischen Narrativs“, sagt Fabian Saul – und meint: jenseits ausgetretener Pfade. In der Rue Bernard in Montreal seien sie zum Beispiel mit der Rollerskater-Szene in Kontakt gekommen. Daraus entstand die Idee, die Skaterinnen in Superheldinnen einer Graphic Novel zu verwandeln: The Rolling Supernovas liegt dem Magazin als Comic-Buch bei, gezeichnet vom kanadischen Künstler Mivil Deschênes. Eine Kooperation, die typisch für die Konzeption von Flaneur ist.


Doch wie fällt die Entscheidung für eine bestimmte Straße, ein bestimmtes Viertel? „Meist ist das ein Ort, den wir nicht verstehen, an den wir eine Frage haben“, sagt Ricarda Messner. In Leipzig war das die Georg-Schwarz-Straße: früher eine Amüsiermeile, die „Reeperbahn Leipzigs“, heute eine heruntergekommene Geisterstraße mit sozialen Problemen und viel Leerstand. „Man hat uns gefragt, ob wir nicht etwas Schöneres von Leipzig hätten zeigen können“, sagt Fabian Saul, „aber es geht uns nicht darum, einen Ort zu verkaufen.“ Das Flanieren führe eben auch in düstere Viertel: „an Orte, an denen wir uns nicht mehr aufgehoben fühlen.“

闲逛者 – 维托里奥·埃马努埃莱二世大街(罗马),© 闲逛者


Mittlerweile erscheint das Magazin einmal jährlich – und die Auflage steigt: Angefangen habe man mit 1.000 Exemplaren. Das im Herbst 2016 erschienene Moskau-Heft sei bereits in einer Auflage von 6.000 erschienen. Für die siebte Ausgabe reist das Team im Februar ins brasilianische São Paulo, wo es – wie bereits in Montreal – mit dem Goethe-Institut kooperiert. „Ich war kürzlich schon drei Tage dort“, erzählt Ricarda Messner, „und war komplett überwältigt.“ Für eine Straße haben sich die Flaneure aber noch nicht entschieden, sie werden sich erst noch ein wenig treiben lassen.


Autor: Thorsten Glotzmann arbeitet als freier Kulturjournalist in Berlin unter anderem für die „Deutsche Welle“, den „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.


Copyright: Text: Goethe-Institut, Thorsten Glotzmann. Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.


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