受害者?入侵者?他们首先应该是“普通人” | Eine Frage danach, wie wir leben wollen
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如何看待难民关系到我们想要如何生活 | 图片: © stockWERK/Fotolia
将难民视为受害者或入侵者的看法对德国舆论有着深远的影响。社会学家海德隆·弗里斯(Heidrun Friese)针对这一现象进行探讨。
弗里斯女士,2017年5月你曾应歌德学院利马分院的邀请访问秘鲁,与各国专家就移民、迁移和宜居等议题交流经验。在你看来,德国可以从其他国家那里有何借鉴?
友善好客和社会想象是社会学家海德隆·弗里斯的研究重点 | 图片由本人提供
德国乃至整个欧洲总是自以为处在全球化和所谓难民危机的中心。可是我们稍加留意便会发现,世界流动人口的数量如此庞大,欧洲所收容的只是其中微不足道的一部分,所以说欧盟必须纠正这种错误的自我认知。2011年,突尼斯接收了数十万利比亚难民,在对待难民的问题上,突尼斯人比我们镇定得多。毕竟大多数难民还是滞留在他们原本的区域。目前,巴基斯坦在比例上接收最多的难民;再想一想约旦以及拉丁美洲内陆的人口迁移,相比之下欧洲人自以为存在的问题就显得微不足道。今天我们生活在一个跨国流动频繁的世界。
一直以来,人们总是在不断迁移,期望着在别处寻求更好的发展前景,是这样吗?
那当然。一个没有人口流动的社会是无法想像的。那种以为可以通过闭关锁国、限制收留难民人数或是修筑高墙来自我隔绝的想法都是极其荒谬的。如果人们想要迈步向前,那么无论什么都阻止不了他们。
这是否可以看作是对开放边境的一种呼吁?
学者不是政治家,我们的职责在于指出问题所在并且始终站在批判的立场,比如我们可以提议在欧洲或国际上采取一种新的人口流动政策。以为整个非洲大陆上的人都收拾行李准备逃亡,这完全是异想天开。我时常会回想起1989年柏林墙倒塌时的情景,当时一度盛传苏联人全都准备外逃。事实上,苏联解体之后并没有很多人涌到我们这里。但如果一个国家的人没有出境自由的话,就会形成一种所谓的“高压锅效应”,或者叫做“东德现象”:关于外国的神话和传言在人群中不断酝酿、四处扩散,于是国外自然就变得更加神秘和令人向往。
1989年12月,柏林市民在拆除柏林墙 | © wikipedia.org
“人们想要自由”
对此,欧洲能采取什么应对措施呢?
我们欧洲人总是会习惯性地援引自己的犹太教-基督教-欧洲文化价值体系。或许我们应该首先意识到一点:在《圣经》中,款待客人是排在第三位的善举。这种对陌生人的友善态度是无条件的,与“你从何而来”或者“对我有何用”毫无关联,也没有希望客人尽快告辞的意思。“阿拉伯之春”告诉我们,只填饱肚子对人们来说是远远不够的,人们想要自由而不愿被禁锢。与其投入大笔资金建设,我们应该帮助突尼斯、利比亚或埃及发展和健全公民社会,为他们的民主化提供支持。
站在军队装甲车上游行示威的人群,“阿拉伯之春”的剪影。2011年1月29日,埃及开罗。| © wikipedia.org
你在《难民:受害者—威胁—英雄》一书集中探讨我们社会应如何看待难民的问题。你具体采用了哪种方法进行研究?
我们对难民始终抱有一种“社会想象”,或者说我们习惯在头脑里设想某种东西存在,却从不去认真思考其为何物。每次跨文化交流的讲座导论上,我都会问我的学生,他们头脑中“东方”是什么样子,得到的答案不外乎飞毯、一千零一夜、阿里巴巴之类的形象。让其他国家的人在我们眼里变为“他者”的正是这种千篇一律的图像,而不是后来我展示给他们看的图片,比如开着SUV或是使用智能手机的男性。
西方人眼中的“东方” | © wikipedia.org
“作为普通人的难民”
为什么这种关于难民的社会想象会是灾难性的?
这种归类与政治话语密不可分。将难民视为威胁,视为入侵者或是游手好闲的寄生虫是舆论中最流行的一种观念。事实上,将陌生人视为潜在仇敌是一种由来已久的思维定式。将难民视为受害者的想法也同样具有误导性,因为它把“人”简化成一种无助无望、缺乏行动力的存在。这种论调在人道主义话语中尤为盛行,比如我们可以看到在媒体上发布的那些被溺死的偷渡者的图片越来越触目惊心。这种舆论以我们的情感为靶向,它在本质上不具有任何政治性。第三种想象则来自充满革命斗志的左派活动人士的舆论,难民在其中被英雄化了,那些图片让我们误以为自己已经了解他们的一切。与此同时难民作为普通人,作为父亲或求职者的身份却被完全遮蔽,难民的个体性及其个体自决就这样被彻底抹杀。
© pressenza.com
如何才能打破这种想象?
这正是本书所提出的问题。本书不是灵丹妙药,不可能给出一个标准答案。触及该话题,由此引发一些思考,这是第一步。与日常生活相比,体育界或是“寻找德国巨星”等选秀节目在促进难民融合上产生更为深远的效果。在制度上,我们也必须更加灵活和不拘一格,避免过度官僚化。最后我要说的是,热情好客是涉及到一个全国层面地问题,涉及到如何与不同民族、不同政见的人相处,涉及到我们希望如何生活的问题。
原标题:《热情款待:“一个关于我们希望如何生活的问题”》
作者:本文由萨沙·坎宁(Sarah Kanning)采写。萨沙·坎宁,编辑;现居美茵河畔法兰克福。
翻译: 史竞舟
版权: 歌德学院(中国)
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DE
Gastfreundschaft
„Eine Frage danach, wie wir leben wollen“
Die Vorstellung, Flüchtlinge als Opfer oder als Invasoren zu sehen, beeinflusst stark den Diskurs in Deutschland. Die Sozialwissenschaftlerin Heidrun Friese hat das Phänomen erforscht.
Frau Friese, Sie sind im Mai 2017 auf Einladung des Goethe-Instituts in Lima nach Peru gereist, um sich mit internationalen Experten über Migration, Wanderungsbewegungen und Gastfreundschaft auszutauschen. Was kann Deutschland von anderen Ländern lernen?
Die Sozialwissenschaftlerin Heidrun Friese forscht zu Gastfreundschaft und sozialer Imagination | Foto: © Heidrun Friese/privat
Deutschland und Europa fühlen sich immer derart im Zentrum der Globalisierung und der sogenannten Flüchtlingskrise. Doch wenn wir uns ansehen, wie viele Menschen weltweit in Bewegung sind – und welchen verschwindenden Teil Europa davon aufnimmt, muss die Europäische Union ihre Selbstwahrnehmung deutlich relativieren. Tunesien hat 2011 Hunderttausende Flüchtende aus Libyen aufgenommen und dennoch ist der Umgang mit dem Thema viel entspannter als bei uns. Die meisten Flüchtenden bleiben ohnehin in der jeweiligen Region. Pakistan nimmt aktuell prozentual die meisten Menschen auf. Jordanien, die Binnenwanderungen in Lateinamerika – die Probleme, die Europa zu haben glaubt, sind geradezu lächerlich. Wir leben heute in transnationalen Welten.
Menschen waren doch schon immer in Bewegung und suchten eine bessere Zukunft woanders, oder nicht?
Ja natürlich. Wir können Gesellschaft gar nicht ohne Bewegung denken. Zu meinen, dass Länder sich vor anderen verbarrikadieren können, Obergrenzen für Flüchtlinge vergeben und Mauern hochziehen können, ist geradezu absurd. Wenn Menschen sich fortbewegen wollen, wird nichts sie aufhalten können.
Ist das ein Plädoyer dafür, alle Grenzen zu öffnen?
Wir Wissenschaftler sind keine Politiker. Unsere Aufgabe ist es zu mahnen und eine kritische Position einzunehmen. Das betrifft beispielsweise eine andere europäische oder internationale Mobilitätspolitik. Es ist ein großer Mythos, dass der ganze afrikanische Kontinent auf gepackten Koffern säße. Ich erinnere gerne an das Jahr des Mauerfalls 1989, als es hieß, die gesamte Sowjetunion säße auf gepackten Koffern. Und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind dann doch nicht so viele Menschen gekommen. Aber ohne Reisefreiheit entwickelt sich eine Art Dampfkochtopf- oder DDR-Phänomen: Der Mythos manifestiert sich, Legenden entstehen, die Attraktivität nimmt zu.
„Menschen wollen frei sein“
Wie kann Europa dem entgegenwirken?
Wir Europäer erinnern so gerne an unsere jüdisch-christlich-europäischen Werte. Doch vielleicht sollen wir uns erst einmal darüber bewusst werden, dass in den biblischen Werken der Barmherzigkeit an dritter Stelle die Gastfreundschaft steht. Gemeint ist eine uneingeschränkte Gastfreundschaft, die nicht an Fragen, ‚Wo kommst du her und was nützt du mir’, gebunden ist. Und die nicht impliziert, dass der Gast auch bitte wieder gehen möge. Der Arabische Frühling hat gezeigt, dass es nicht reicht, genug zu essen zu haben. Menschen wollen frei sein, und nicht in Gefängnissen verschwinden. Statt Milliarden in die Entwicklungshilfe zu investieren, sollten wir die Zivilgesellschaften in Tunesien, Libyen oder Ägypten stärken und die Demokratisierung unterstützen.
Demonstranten, die am 29. Januar 2011 auf einem Armee-Lastwagen in der Innenstadt von Kairo stehen | © wikipedia.org
In ihrem Buch Flüchtlinge: Opfer – Bedrohung – Helden untersuchen Sie, wie Flüchtlinge in der Gesellschaft wahrgenommen werden. Welchen Zugang haben Sie gewählt?
Es geht um die ,soziale Imagination’, also wie wir uns etwas vorstellen ohne wirklich darüber nachzudenken. Ich frage meine Studierenden in jeder Einführungsveranstaltung zur Interkulturellen Kommunikation, welche Vorstellung sie vom Orient haben. Dann kommt der Teppich, 1001 Nacht, Ali Baba; es sind immer die gleichen Bilder, mit denen wir andere erst zu ,die anderen’ machen. Und es sind nicht die Bilder, die ich dann zeige, von Männern im SUV und mit Smartphones.
welche Vorstellung haben sie vom Orient ? | © wikipedia.org
„Normale Menschen kommen im Diskurs nicht mehr vor“
Warum ist die soziale Imagination in Bezug auf Flüchtlinge so fatal?
Die Zuschreibungen sind inzwischen fest an politische Diskurse gebunden. Flüchtlinge als Bedrohung zu sehen, als Invasoren oder Schmarotzer, ist derzeit an den populistischen Diskurs gebunden. Dabei ist der Topos, den anderen als potenziellen Feind zu sehen, sehr alt. Die Opfer-Imagination ist genauso irreführend, denn sie reduziert Menschen auf hilflose Wesen ohne Handlungsmacht. Die Botschaft wird vor allem im humanitären Diskurs transportiert, durch immer drastischere Fotos von ertrinkenden Menschen beispielsweise. Der Diskurs zielt auf unsere Emotionen und ist im Kern zutiefst unpolitisch. Die dritte Imagination stammt aus dem Diskurs der linken Aktivisten mit dem Impetus des Revolutionären. Geflüchtete werden heroisiert. In diesen Bildern glauben wir, alles von ihnen zu wissen. Aber die ganz normalen Menschen, die Familienväter, die Jobsuchenden, kommen in diesem Diskurs gar nicht mehr vor. So spricht man ihnen ihre Individualität und Selbstbestimmung ab.
© pressenza.com
Wie lassen sich diese Imaginationen aufbrechen?
Genau diese Frage stellt das Buch auch. Es ist kein Rezeptbuch, es gibt kein Richtig und Falsch. Das Thema überhaupt anzusprechen und einige zum Nachdenken zu bringen, ist ein erster Schritt. Im Sport oder auch bei Castingshows wie Deutschland sucht den Superstar ist das integrative Moment schon viel ausgeprägter als im Alltag. Auch müssen wir institutionell flexibler, informeller werden und die Überbürokratisierung in den Griff bekommen. Doch letztlich betrifft die Gastfreundschaft unser ganzes Leben. Es ist die Frage danach, wie wir ethisch und politisch miteinander umgehen und wie wir leben möchten.
Heidrun Friese
Die Kultur- und Sozialanthropologin und Professorin für Interkulturelle Kommunikation an der TU Chemnitz, Heidrun Friese, hat in Lampedusa und Tunesien Feldforschungen zu Fluchtbewegungen unternommen. In ihrem Buch Flüchtlinge: Opfer – Bedrohung – Helden beschäftigt sie sich mit den Bildern, die wir von Flüchtenden haben.
Autorin: Sarah Kanning stellte die Fragen. Sie ist Redakteurin in Frankfurt am Main
Copyright: Goethe-Institut e. V. Internet-Redaktion
Juni 2017