Uraufführung „I AM 60“ - ein dokumentarisches Tanzprojekt
Trailer „I AM 60“
Am 27. August 2021 feiert „I AM 60“,
die neuste Arbeit, der Choreografin und Tänzerin Wen Hui, ihre
Weltpremiere im E-Werk beim Kunstfest Weimar (Wiederholung am 28.
August). „I AM 60“ ist ein Projekt des Living Dance Studios in
Koproduktion mit dem Goethe-Institut, dem Théâtre de la Ville-Paris und
dem Festival d'automne à Paris. Das einzigartige Werk kombiniert Bilder
von Frauenfiguren aus dem frühen chinesischen Kino mit Wen Huis
persönlichen Erfahrungen, und greift die aufkommende feministische
Bewegung im heutigen China auf, die in den letzten Jahren mit
verschiedenen Herausforderungen konfrontiert war. Das Stück erforscht
das Erwachen eines feministischen Selbstbewusstseins und die Veränderung der Stellung der Frauen in der chinesischen Gesellschaft.
Aus
Anlass ihres 60. Geburtstags reflektiert Wen Hui ihre Lebenserfahrungen
als Frau und Künstlerin und untersucht das Körpergedächtnis von Frauen
verschiedener Generationen. Ausgehend von den Geschichten der Frauen
ihrer Familie stellt sie die Frage, welchen Stellenwert Frauen in der
Familie in einer patriarchalischen Gesellschaft haben. Gleichzeitig
blickt sie auf einige der berührendsten und modernsten Frauenfiguren im
frühen chinesischen Kino zurück und spürt der historischen Entwicklung
des Feminismus in China nach. Diese Filme wurden von den damaligen Ideen
der „Neuen Frau“ stark geprägt. Sie kritisieren das
konfuzianisch-patriarchalische System und die damit verbundenen
konservativen Werte, thematisierten die Genderpolitik und traten für
bessere Bildungschancen und gleiche Rechte für Frauen ein. Darüber
hinaus berührt „I am sixty“ die aufkommende feministische Bewegung des
heutigen China, und reflektiert die Realität der Situation der Frauen in
der Gesellschaft.
Nach intensiven Recherche- und Probenphasen in Frankreich und China wird dieses Solo beim Kunstfest Weimar zur Uraufführung kommen. Gleichzeitig wird Wen Hui als eine der drei Preisträger*innen der Goethe-Medaille am 28. August, dem Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes, an der Festveranstaltung der Goethe-Medaille 2021 in der Anna Amalia Bibliothek teilnehmen. Die Preisverleihung wird dort in der Anwesenheit der Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz stattfinden. Mit der Goethe-Medaille, einem offiziellen Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland, ehrt das Goethe-Institut Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben.
PROGRAMM
I AM 60 - Ein dokumentarisches Tanzprojekt von und mit Wen Hui
Weltpremiere: 27.08.2021, 19 Uhr
Zweite Aufführung: 28.08.2021, 16 Uhr
Ort: E-Werk Weimar (Am Kirschberg 4, 99423 Weimar)
Sprache: Chinesisch mit deutschen Übertiteln
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Live-Übertragung des digitalen Festaktes Goethe-Medaille
mit anschließender Preisübergabe an Wen Hui durch Carola Lentz, Präsidentin des Goethe-Instituts, und Podiumsdiskussion mit Rolf C. Hemke, Leiter des Kunstfests Weimar
Zeit: 28.08.2021, 11 Uhr
Ort: Studienzentrum der Anna Amalia Bibliothek
(Platz der Demokratie 1, 99423 Weimar)
www.goethe.de/goethe-medaille
Choreographin / Tänzerin / Bühnekonzept: WEN Hui
Dramaturgie / Beratung: ZHANG Zhen
Interviews: WEN Hui, ZHAO Xinxin, ZOU Xueping
Videoproduktion: Remi CREPEAU, ZOU Xueping
Musikalische Leitung: Da Ke
Musik von: Da Ke, Patti Smith, Renata Rosa, DakhaBrakha, MULIANGWENWANG
Lichttechnik: Romain de LAGARDE, CHEN Shiyue
Probenassistenz: PAN Xiaonan
Technische Leitung: JIA Nannan
Bühnenmeister: ZHENG Fuming
Technik: LI Yuyao
Produktionsassistenz: ZOU Xueping
Deutsche Übersetzung: Peggy KAMES
Französische Übersetzung: Estelle ZHENG
Produktion: Living Dance Studio, Goethe-Institut, Théâtre de la Ville de Paris, Festival d'automne à Paris
Danksagung: Deutsche Botschaft Peking, die Französische Botschaft in Peking, YANG Ying, SHAO Yixue, ZHOU Jie, WU Shao’en, YANG Qing, LIU Siyu
Tanztheater ist ihr Mittel, gesellschaftlich zu intervenieren. In „Report on Giving Birth“ (1999) wird der Körper als Strategie des Widerstands genutzt, um die Komplexität des Frauseins im kulturellen und alltäglichen Kontext der Zeit darzustellen. Mit „Report on Body“ (2004) gewann sie mit ihrem Team den ZKB-Preis des Zürcher Theater Spektakels. Mit Unterstützung des Goethe-Instituts produzierte das Living Dance Studio 2015 das Stück „Red“, eine Reflexion über die Modelloper als politisches Kultursymbol und Teil des kollektiven Bewusstseins während der chinesischen Kulturrevolution.
Wen Hui nahm an zahlreichen unabhängigen chinesischen und internationalen Festivals teil, darunter der 56. Biennale Venedig (2015) und der Guangzhou Image Triennal (2021). 2019 fand die Doppelausstellung „Yvonne Rainer and Wen Hui: Dance Only Exists When It it Performed“ im Pekinger Inside-Out Museum statt. 2021 ehrt das Goethe-Institut Wen Hui zusammen mit dem japanischen Komponisten Toshio Hosokawa und der kamerunischen Sozialökonomin Princess Marilyn Douala Manga Bell mit den Goethe-Medaille. Wen Hui lebt und arbeitet in Peking.
Die Arbeiten des Living Dance Studio haben sich insbesondere mit Archivrecherchen, Körpererinnerungen und alternativen historischen Erzählungen beschäftigt. Bereits 2008 hatte das Living Dance Studio eine achtstündige Multimedia-Performance, „Memory“, inszeniert, die Alltag und Ritual, materielle Kultur und historische Ereignisse während der Kulturrevolution anhand der Erinnerungen einer Gruppe von Intellektuellen, die in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurden, untersuchte. In dem Bestreben, die Praxis des sozialen Erinnerns und der alternativen historischen Rekonstruktion fortzusetzen, starteten das Living Dance Studio und die Caochangdi Workstation 2010 das „Minjian Memory Project“, ein Projekt, das die bäuerlichen Überlebenden des Großen Sprungs nach vorn (1959–1961) in Formen des Erinnerns einbezieht. Seitdem hat das Living Dance Studio weitere Performances und Dokumentarfilme in Zusammenarbeit mit dem „Minjian Memory Project“ geschaffen.
Seit 2004 hat das Living Dance Studio auch eine Reihe von öffentlichen Veranstaltungen und kreativen Aktivitäten sowohl in der Caochangdi Workstation als auch an anderen Veranstaltungsorten kuratiert und organisiert, darunter das jährliche internationale Tanzfestival „Crossing“ in Peking, das Young Choreographers’ Project, das European Artists Exchange Program usw. Das Living Dance Studio hat über 30 Länder und 70 Städte auf der ganzen Welt besucht und seine Arbeiten auf einer Reihe von nationalen und internationalen Festivals präsentiert. 2004 wurde ihr Stück „Report on Body“ mit dem ZKB-Förderpreis des Zürcher Theater Spektakels ausgezeichnet.
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