那些年,北京澡堂里的社交圈 | Morgens Tee, Abends ein Besuch im Badehaus
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好几年前,同样冷涩的冬天,我提着一个小竹筐,装着毛巾衣服,被友人带进北京三环上的一个大澡堂。
热腾腾的雾气里,彻底裸露的身体来来往往,他们怡然自若,而我,作为一个南方人,却手足无措,万分窘迫。澡堂大妈先用一块厚厚的搓澡巾,把你从脖子到脚趾头——每个毛孔搓得是个干干净净,非得掉一身泥,再用浴盐、浴奶洒上才算痛快。
那是我生平第一次见识到北方澡堂的模样。
张爱玲《更衣记》写道,“各人住在各人的衣服裡。” 褪去衣服的澡堂,是另外一个世界。
北方的冬天里,泡澡是一种快乐的情调。外面呼啸的严寒晚上,大老远地就能看见写着“堂”字的红灯笼。走进澡堂里,却是分明温暖的灯光和空气。大家光着身子,认识的、不认识的,都随着热腾腾的蒸气,褪去裹着灵魂的包袱,亲近起来,攀谈起来。在咕噜咕噜的池子里,能窥听到某某皇帝的野史,也能讨论谁家鸡刚生了蛋的趣事。在这里,时间似乎走慢了些。
澡堂,早年又叫混堂、浴池。
早年,生活条件简陋,老百姓的家鲜少有沐浴设备。相传,宋代的时候,商业发达,来往的商人络绎不断,正苦着没地方洗澡,宋代商人灵机一动,想出了经营澡堂的点子,取名“香水行”。
明清有句俗语——“早上皮包水,晚上水包皮”,也就是说,早上吃早茶,晚上就泡澡。地里干活的、街上打铁的、朝里当官的,晚上无一不爱去热乎乎的澡堂泡上两泡,你我他侃侃而谈,一同消磨白天的疲惫。
《南都繁会图卷》局部 | Public domain
澡堂里的社交十分有趣。现代的电话、微信与其相比,就显得简单粗暴了。
热腾腾的水气,毛巾浸透水“啪啪”的声音,温热的池子。人们走进澡堂,就有一股莫名的轻松。澡堂让原本可能落单的人聚到一个小小的水池里,产生直接的身体接触,一下子卸去厚厚的防备,拉近了心的距离。
闲暇,母亲牵着女儿,父亲揽着儿子到澡堂。在水池的亲密里,瞧着他们又长高了几公分,相互交替地搓搓背,享受情感流动的温馨。
除了身体上的享受,更是精神的满足。所以,在算着铜板生活的日子里,老百姓仍然愿意为澡堂买单,促使了澡堂业的一时兴盛。
以至于后来,商人爱在澡堂里谈生意,仿佛在赤裸中能增添几分诚信。
然而,澡堂以前却是女子的禁地。当大老爷们呼朋唤友,在澡堂里饮酒作乐时,女人家却可望不可即。
直到京城八大胡同中的名妓金秀卿,开了第一家女子澡堂,名叫“润身女浴所”。八大胡同附近妓院林立,妓女们接完客人,总爱去那边放松享受。她经营有道,带来了土耳其蒸气浴等澡堂里的新奇玩意儿,引得阔太太小姐们都约上女伴们,迤逦而来,笑声阵阵。
后来,这里成为了大众女子的休闲场所。
北方有这么个传统——大年初一前,上澡堂子除去污垢,以清白之身迎接新的一年。所以,澡堂在年三十晚,总是人山人海,稍慢一些池子里就浊了。
邓云乡在《燕京乡土记》里写道,“那年的年三十,已是半夜时分,我赶着去洗澡,澡堂子里面还是灯火辉煌,浴客满座,伙计大声招呼“看座——里边请”、“这边来一位”、“垫板儿——”的声音,此起彼伏,不绝于耳。
可惜,澡堂已经愈渐稀有。近年随着地价的昂贵,澡堂占地空间大,京城市区里的传统澡堂相继拆迁。
楼房高耸,换来了每家每户独立的浴室,却失去了几百年来有趣的大澡堂。同样地,现代都市人的孤独感也失去了一个排解的空间,失去了在水气里,毫不遮掩、畅所欲言的能力。
凤翔浴室 | 摄影:Louis Lin
双兴堂,是北京仅存的一家老式澡堂,1998年濮存昕、姜武的《洗澡》便是在那边取景。它由满清镶黄旗子弟王双奎在1916年建立,新中国成立后更名为“南苑浴池”。老式的泡澡池,正中的中式天窗,6米高的挑空。一池清水、24个厢座,澡客们一起侃大山、下象棋、喝茶抽烟、搓澡、修脚、拔火罐,好不爽快。
1998年濮存昕、姜武主演的影片《洗澡》| © imdb.com
澡客张先生说,“什么事儿都可以说,完全没有顾忌,都光着身子谁也不藏着掖着。像我这样隔三差五来这儿泡上一天的老主顾多了去了,上了岁数的人回家也没人陪,澡堂子有人气儿。我一星期来这儿泡两回,有七八年了。“
泡澡的快乐是被人需要的,不论你贵或贱、富或贫,到了里面,赤裸地相对,大家都是平等的,不用讲究。然而,这种快乐即将成为回忆。
我仍然庆幸愉快地拥有过澡堂的回忆。北方的冬天又来临了,故城仍在,澡堂子却留不住了。
原标题:《人生需要有一次愉快的澡堂回忆》
作者:刘欣琦
版权: 本文原载于地道风物。
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Fokus: Körper
Morgens Tee, Abends ein Besuch im Badehaus
Badehaus der Ming- und Qingzeit | public domain
Es ist schon viele Jahre her, als mich an einem kalten Wintertag wie diesem Freunde in ein großes Pekinger Badehaus am dritten Ring mitnahmen. Nur mit einem Bambuskörbchen in der Hand, in das ich mein Handtuch und meine Kleider gelegt hatte, betrat ich die Badehalle.
Zum ersten Mal in meinem Leben tauchte ich in die Atmosphäre eines nordcheniseschischen Badehauses ein.
Im heißen Dampf des Bades herrschte ein reges Treiben. Auch wenn alle splitternackt waren, bewegten sich die Pekinger ganz natürlich und ungezwungen, während ich mich als Südchinese verlegen und unwohl in meiner Haut fühlte. Erst einmal rubbelte mich die alte Badetante mit einem dicken Waschlappen vom Kopf bis zu den Zehen ab bis jede einzelne Pore gereinigt war und sich unter mir eine Schmutzlache gebildet hatte. Dann wurde ich zur Krönung mit Salz und Bademilch eingerieben.
„Jeder wohnt in seiner eigenen Kleidung“, schrieb die Schriftstellerin Zhang Ailing (张爱玲) in The Chronicle of Changing Clothes (更衣记). Ein Badehaus allerdings, in dem jeder seine Hüllen fallen lässt, ist eine ganz eigene Welt.
Der Besuch eines Badehauses im nordchinesischen Winter ist ein großes Vergnügen. Während in der Winternacht ein eisiger Wind geht, sieht man schon von weiter Ferne rote Laternen leuchten, die mit einem Schriftzeichen das Bad ankündigen. Betritt man dann die Badehalle schlägt einem die unverkennbare Wärme von Licht und Luft entgegen. Alle sind nackt und lassen den ihnen auf der Seele liegenden Ballast allmählich mit der heißen Luft verdampfen. Egal ob man sich kennt oder nicht, das Eis zwischen den Menschen taut und so kommt jeder mit jedem ins Gespräch. Im glucksenden Wasserbecken lauscht man den Geschichten über die geheimen Affären chinesischer Kaiser oder diskutiert über Weltbewegendes - beispielsweise welches Huhn aus der Nachbarschaft zuletzt ein Ei gelegt hat. Es ist, als würde die Zeit an diesem Ort langsamer verstreichen.
Was man heute schlicht als Badehaus bezeichnet, hatte in früheren Zeiten noch klingendere Namen.
Ehemals herrschten so spartanische Lebensbedingungen, dass normale Familien selten über irgendwelche Vorrichtungen zur Körperpflege verfügten. Wie man weiß begann zur Zeit der Song-Dynastie der Handel zu florieren. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen der Kaufleute, die immer auf der Durchreise waren. Es fehlte eine Möglichkeit sich zu waschen und das brachte die Händler auf eine Idee: Den Betrieb kommerzieller Badeanstalten, die man die „Häuser des duftenden Wassers“ (香水行) taufte.
„In der Früh umhüllt die Haut das Wasser, am Abend das Wasser die Haut“, lautete eine Redensart in der Ming- und Qingzeit. Was nichts anderes besagte, als dass man morgens Tee trinken und abends ein Bad nehmen sollte. Ganz gleich, ob man auf dem Feld arbeitete, unter freiem Himmel eine Eisenschmiede betrieb oder ein Hofbeamter war, abends erholten sich alle gerne ein wenig in der Wärme der Badehäuser. Man plauschte miteinander und vergaß in Gesellschaft die Mühen des Alltags.
Das soziale Miteinander in den Badehäusern hat seinen besonderen Reiz. Auch wenn es verglichen mit der Nutzung moderner Kommunikationsmittel wie Handy und WeChat primitiv und unzivilisiert erscheinen mag.
Die dampfige Luft, die heißen Wasserbecken und das Klatschen der nassen Handtücher. Mit Betreten des Badehauses macht sich in einem eine unbeschreibliche Ruhe breit. Das öffentliche Badehaus lässt Menschen, die sich zuvor vielleicht noch einsam gefühlt hatten, in kleinen Wasserbecken Haut an Haut zusammenrücken. Im direkten Körperkontakt verliert sich schnell jede Scheu und man kommt sich näher.
In ihrer Freizeit kommt die Mutter Hand in Hand mit der Tochter und der Vater mit dem Sohn im Schlepptau hierher. In der Intimität des Wasserbeckens begutachtet man, wie viele Zentimeter die Kinder wieder gewachsen sind. Man reibt sich gegenseitig den Rücken ab und genießt die Wärme menschlicher Zuwendung.
Mehr noch als um die körperliche Behaglichkeit geht es im Badehaus also um das seelische Wohlbefinden. Schon immer leisteten sich selbst einfache Leute, die im Alltag jeden Kupferpfennig umdrehen mussten, den Eintritt in ein öffentliches Bad und brachten das Gewerbe so bald zum Florieren.
Später machten es sich die Kaufleute sogar zur Gewohnheit, ihre Geschäfte im Badehaus zu besprechen, ganz so als hätte man, wenn man nichts am Leib trägt, auch sonst nichts voreinander zu verbergen.
Für die weibliche Bevölkerung allerdings war das Badehaus in früheren Zeiten tabu. Während die hohen Herren dort ihre Freunde trafen, miteinander tranken und sich amüsierten, blieb das Badehaus für Frauen lange Zeit ein Ort, von dem sie lediglich träumen konnten.
Das änderte sich erst, als die berühmte Kokotte Jin Xiuqing (金秀卿) in Pekings Rotlichtviertel der Acht Großen Gassen (八大胡同) mit dem Runshen Frauenbad (润身女浴所) das erste öffentliche Bad für Frauen eröffnete. Im Bezirk der Acht Großen Gassen reihte sich damals ein Bordell ans andere und nachdem die Prostituierten ihre Freier empfangen hatten, suchten sie zur Entspannung das Frauenbad auf. Dieses war bei Jin Xiuqing in guten Händen, führte sie doch neue Spielereien wie etwa ein türkisches Hamam ein. Das lockte schließlich auch reiche Ehefrauen und Töchter aus gutem Hause an, die sich dort mit ihren Freundinnen verabredeten und die engen Gassen schon beim Anmarsch mit ihrem fröhlichen Lachen erfüllten.
Erst in späterer Zeit wurde das öffentliche Badehaus zu einem Erholungsort für Frauen aller Schichten.
In Nordchina pflegt man zum Frühlingsfest bis heute eine ganz eigene Tradition: Vor dem chinesischen Neujahrstag sucht man ein Badehaus auf, um sich den Schmutz vom Körper zu waschen und das neue Jahr mit reinem Leib willkommen zu heißen. So herrscht am letzten Abend des Mondkalenders in den Bädern ein so großer Andrang, dass sich das Wasser in den Becken mit zu langsamem Zulauf in eine trübe Brühe verwandelt.
Der Pekinger Kulturforscher und Schriftsteller Deng Yunxiang (邓云乡) berichtet in seinem Buch über die Volksbräuche der Hauptstadt von Yan (燕京乡土记, Yan ist eine alte Bezeichnung für das frühere Peking, Anm. d. Übers.): „Am letzten Tag des Jahres, es war schon fast Mitternacht, wollte ich noch rasch ein Bad nehmen. Das Badehaus war hell erleuchtet und die Gäste hatten bereits jeden freien Platz belegt. In Wellen drangen einem die Rufe der Bademeister ans Ohr: ‚Sehen Sie, wo noch etwas frei ist’, ‚rücken Sie auf’, ‚hier ist noch ein Plätzchen’, ‚hier noch eine Liege!’“
Bedauerlicherweise sind die Tage der Badehäuser gezählt. So sind in den Jahren steigender Grundstückspreise die traditionellen Bäder mit ihrem hohen Platzbedarf allmählich aus der Pekinger Innenstadt gewichen.
Mit den in die Höhe strebenden Häusern hat nun zwar jede Familie ihr eigenes Badezimmer, doch die mehrere hundert Jahre alten reizvollen Badeanstalten sind aus dem Stadtbild verschwunden. Damit haben die modernen Metropolbewohner auch einen Ort verloren, an dem sich ihre soziale Vereinsamung bekämpfen ließe. Die Tradition sich im Dampf des Wassers ganz unverhüllt und zwanglos zu begegnen gerät in Vergessenheit.
Das Fengxiang Badehaus | Foto: Louis Lin
Das Shuangxing-Bad (双兴堂) ist das einzige alte Badehaus, das in Peking bis heute überlebt hat. 1998 diente es Pu Cunxin (濮存昕) und Jiang Wu (姜武) als Kulisse für ihren Film Shower (洗澡). Das Bad wurde 1916 von Wang Shuangkui (王双奎), dem Sohn einer Mandschuren-Familie, die Trägers des höchsten gelben Banners war, eingerichtet und änderte seinen Namen nach Gründung der Volksrepublik in Nanyuan-Bad (南苑浴池). Es besitzt Wasserbecken im alten Stil, in der Mitte ein Oberlicht und ein Atrium von sechs Meter Höhe. Es gibt dort ein großes Wasserbecken und 24 Badelogen, so dass die Badegäste genug Platz haben, zu plaudern, Schach zu spielen, Tee zu trinken, zu rauchen, sich den Körper abreiben, die Füße pflegen oder Schröpfgläser aufsetzen zu lassen. Das komplette chinesische Verwöhnprogramm.
Shower | © imdb.com
„Hier kann man über alles reden, nichts ist tabu“, meint Badegast Herr Zhang, „alle sind nackt und niemand geniert sich. Es gibt viele alte Stammkunden wie mich, die hier regelmäßig einen ganzen Tag verbringen. Wir sind in die Jahre gekommen und haben niemanden, der zuhause auf uns wartet. Hier im Badehaus haben wir Gesellschaft. Ich komme zweimal wöchentlich und das schon seit sieben oder acht Jahren.“
Die Freuden eines öffentlichen Badehauses sollte der Mensch nicht missen. An diesem Ort macht es keinen Unterschied, aus welcher Schicht man kommt, ob man reich oder arm ist. Sobald man sich im Badehaus unbekleidet gegenüber steht, sind alle gleich und können sich zwanglos geben. Doch dieses Vergnügen wird es bald nur noch in der Erinnerung geben.
Ich selbst kann mich noch zu den Glücklichen zählen, die sich an den Genuss der Badehäuser erinnern können. In Nordchina kehrt wieder einmal der Winter ein. Die alte Stadt Peking gibt es noch, die Badehäuser nicht mehr.
Autor: Liu Xinqi (刘欣琦)
Übersetzung: Julia Buddeberg
Copyright: Dieser Artikel erschien erstmals in dem chinesischen Magazin Didao Fengwu.
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